Melanie bei der U12w Europameisterschaft auf Platz 52 (incl. kpl. Bericht)

In Porec fanden vom 21.09 - 30.09. die Europa-Jugendeinzelmeisterschaften statt. In der U12w startete für Deutschland Melanie Müdder.

Melanie bereitete sich seit vielen Wochen mit hohem Einsatz und mehreren Trainern auf dieses Turneir vor.

Die an 34 gesetzte Melanie erspielte sich in den  9 Runden insgesamt 3.5 Punkte und landete in dem über 60 Teilnehmern staken Turnier auf  Platz 52.

 

Hier der Bericht (bis Runde 5) ihres Vaters Rafael Müdder, der sie vor Ort betreute:

Nach den ersten beiden Runden hatte Sie 1 Punkt. Gegen die Russin hatte sie ordentlich gespielt und eine falsche Idee reichte für das starke Mädchen (WFM ELO 2061) aus St. Petersburg zum Sieg. Sie führt übrigens mit 5 aus 5 die Wertung an! Die Russen haben hier übrigens mit 108 Spielern und 250 Personen klar die größte Dominanz. Zum Vergleich: Deutschland hat 18 Spieler(innen) und insgesamt 37 Personen.

In der zweiten Runde setzte Sie den Weißen König nach ca. 20 Zügen auf a3 matt. Er stand vor den Bauern. Da war die Welt noch in Ordnung. Die Gegnerin aus Schweden spielte die Eröffnung sehr schwach, so dass Melanie diesen Tag viel Freizeit hatte.

 Die 3te Runde bescherte Melanie eine Serbin mit knapp 1800 ELO. Hier kam Melanie gut aus der Eröffnung hatte dann allerdings keine Idee mehr und wechselte den Charakter der Eröffnung. Aus einem geschlossen Sizilianer machte sie kurzer Hand einen Offenen. Dies lag Ihr aber nun mal gar nicht und geriet stark unter Druck. Dann gelang Ihr ein starker Befreiungsschlag, der noch im Nachhinein vom Bundestrainer und Trainern analysiert wurde, und dann als der Druck abfiel, da Sie ja endlich gut stand….verlor Sie einzügig die Figur!! Schwupp 0-1!!

Die nächste Runde wurden von allen als eher schmunzelnd angesehen und warf einige Vorbereitungsprobleme auf, die zu lösen galten. Denn mit Magdalena Moerwald bekam Melanie Müdder nicht nur eine Spielerin zugelost, die die gleichen Initialen hatte. Sondern Sie spricht auch die gleiche Sprache, da Sie gebürtige Salzburgerin ist und somit für Österreich startet. Sie hatte bereits mehrfach die EU-Meisterschaften in Ihrer Altersklasse gewonnen und spielt auch in Deutschland im Verein und hat eine DWZ jenseits der 1630. Damit wäre sie bei den Deutschen an 1 gesetzt. All dies wäre nicht so schlimm gewesen, wenn die Österreicherin nicht dieselben Eröffnungen und Varianten Spielen würde wie Melanie, mit Schwarz und Weiß!! Somit war guter Rat teuer und Melanies Trainerstab vertraute auf die bessere Vorbereitung. Tja , Magdalena wich bereits sehr früh ab und Melanie war mit Ihrem Eröffnungswissen schnell am Ende. In der Folge verlor Melanie einen Bauern und als die Gegnerin eigentlich matt setzen konnte, spielte diese eine Zugwiederholung und die Partie endete mit einen sehr glücklichen Remis für die Rheydterin. Allerdings, und da wird mir Melanie Recht geben, war Magdalena mit Sicherheit nicht 100% fit, da Sie einen offensichtlichen Armbruch vor der EM erlitten hat und sich eigentlich nicht richtig bewegen konnte. Melanie meinte auch nach der Partie, dass man Ihr die Schmerzen angesehen hätte. Wir wünschen Magdalena für die nächsten Runden auf jeden Fall viel Glück und Erfolg.

Die 5te Runde ergab mal echtes Los Pech. „Wieder eine Russin!“ war der Ausspruch von Melanie. Tja, da 12 Russinnen an dieser EM teilnehmen, ist es wahrscheinlich auf mehrere zu treffen. Nur nebenbei mal ein paar Zahlen. Alina Kokueva hat eine ELO von 1562 und ist damit laut FIDE-Ranking nur die Nummer 88 bei den U12w in Russland. Bei uns wahrscheinlich Top 5. Nur mal so ein Vergleich!

Melanie baute das Eröffnungsrepertoire zusammen mit Ihrem Trainer um, und spielte das erste Mal in Ihren Leben Spanisch. Allerdings bekam es Ihr gut und erspielte sich bereits nach 12 Zügen eine glatte Gewinnstellung. Sie opferte leider einen Zug zu früh eine Figur und verdarb die Stellung. Somit ging diese Partie leider verloren.

 Zwischenfazit: Nun sind 5 Runden gespielt und mit 1,5 aus 5 steht sie auf dem 52ten Platz. Nach einhelliger Meinung hat sie einen Punkt zu wenig ergattert. Und die Gegner waren auch nicht so schlecht. Das zeigt bisher ein Blick auf die Buchholz und nebenbei nach inoffiziellen Berechnungen würde sich Melanie auch jetzt noch um mindestens 20 DWZ Punkte verbessern. Morgen ist Ruhetag. Da hat der Bundesnachwuchstrainer Bernd Vöckler für ein Boot gesorgt und die gesamte deutsche Delegation schippert die kroatische Küste entlang und geht auch mal von Bord, um zu tauchen und zu schwimmen. Auch eine Grotte kann erkundet werden. Es ist allerdings nur ein Gerücht, dass nur die Spieler in die Grotte dürfen, die bisher grottig gespielt haben….

 Und Sonntag spielt Melanie mal gegen eine Belgierin!

Nach dem freien Tag ging es wieder wie gewohnt weiter. Gewohnt bedeutet in diesen Fall.

8.45 Uhr Frühstück

9.30 Uhr Vorbereitung mit Trainer

11.00 Uhr Nachbereitung alleine mit Material zum Selbststudium 1 bis 1,5 Stunden

12.30 Uhr Mittagessen

14.05 Uhr Abfahrt mit Bus zur Spielhalle

15.00 Uhr Rundenbeginn

Nach der Partie Analyse der kritischen Stellungen

Abendessen

Anschließend nach Auslosung noch Besprechung und Erste Analysen was am nächsten Tag gespielt wird, damit Trainer sich vorbereiten können.

 

In der 6ten Runde wartete nun die belgische Meisterin Marie Dgebuaze. Ihr Vater ist GM Alexandre und spielt auch in der deutschen Bundesliga. Sie spielte anders als sonst einen geschlossenen Aufbau mit Sf3, d4 Sbd2 und b3. Normalerweise spielt Marie e4, allerdings da sind extreme Schwächen vorhanden, so dass Sie Ihr Repertoire extra für Melanie umgestellt haben, da diese mit geschlossenen Stellungen ihre liebe Mühe hat. Auch die Vorbereitung lief diesmal leider schief, wie auch Ihr Trainer eingestehen musste. Zwar hatte Sie einen Plan, dieser war aber nur Wirksam gegen einen Colle-Aufbau oder andere Aufbauten mit c3 und d4. Und diesen Plan darf man nun leider nicht gegen den gespielten Aufbau spielen, so dass Sie schnell in eine schlechtere Stellung geriet und leider verlor.

Nun hatte Melanie 1,5 Punkte aus 6 Runden. Sie war schon sehr geknickt, wie jeder sich vorstellen kann. Allerdings war es toll zu sehen wie Sie nicht aufgab und noch mehr Herzblut in die Partien und deren Vorbereitung steckte.

Die nächste Partei gegen die Kroatin Eva Fiskus war dann für das Seelenheil sehr wichtig. Es kam exakt die Vorbereitung auf das Brett und nach 39 Minuten war die Partie mit einen sehr leichten Sieg zu Ende. Und hier gab Ihr Trainer ein dickes Kompliment. „ An dieser Partie sieht man, dass Du zu wenig Punkte für Deine Spielstärke hast!“

In der 8ten Runde folgte das Derby mit  der holländischen Spielerin Jessie Mang. Hier hatte die Niederländerin von Anfang an vor ein Remis zu erklammern. Melanie wollte allerdings auf jeden Fall gewinnen und erhöhte das Risiko in der Partie Zug um Zug. Sie erspielte sich eine Gewinnstellung und in Zeitnot griff Sie fehl, so dass jeden Trainer während der Ausführung dieses Zuges das Herz stehen bleiben könnte( So beschrieben auf der Homepage des Deutschen Schachbundes zum Tagesberichtes Tag 8 aus Porec) Die Gegnerin hat dann allerdings das 6 Zügige Matt nicht gesehen, so dass Melanie im Springer-Läuferendspiel mit Mehrbauer für Mel mit dem Springer die Oberhand behielt.

Die letzte Runde hatte Melanie dann echtes Lospech. Zwar ist die Armenierin mit nur 1422 Elo gesetzt. Allerdings spielte diese ca. 500 Punkte besser und spielte nach 6 Runden  weit oben mit. Sie wurde leider zwischendurch krank, so dass Melanie sie zugelost bekommen hat. Melanie versuchte alles, die Vorbereitung traf auch zu und die Gegnerin war auf unbekannten Terrain. Allerdings zeigte die gute Schachausbildung in Armenien hier Wirkung und das Mädchen traf mehrfach hinter einander die besten Züge und irgendwann hatte Melanie sich in der Stellung verfangen und übersah dann in verlorener Stellung auch noch ein einzügiges Matt.

Am Ende dieses wirklich einmaligen Erlebnisses ist Melanie um wirklich eine tolle Erfahrung reicher. Sie hat viele Mädchen aus Europa kennengelernt und auch gemerkt, dass im Osten von Europa doch anders Schach trainiert und gelehrt wird. Die Erfahrung auch an der EM teilgenommen zu haben, an dem ein Deutscher (Leonid Sawlin) nach 16 Jahren wieder mal Europameister wurde wird bestimmt niemals vergessen werden. Es hat Ihr sehr viel Spaß gemacht und den Trigger gesetzt, nochmals an so einer Meisterschaft teilnehmen zu wollen. Zum Bundesnachwuchstrainer meinte Sie: „Nächstes Jahr auf nach Prag!“ In Prag finden die nächsten Meisterschaften statt. Schau´n wir mal!!

So fuhren wir 15 Stunden nach Hause um Wäsche für Melanie zu waschen, die seit Samstag bei der Deutschen Ländermeisterschaft für NRW antreten darf. Nachzulesen auf http://www.deutsche-schachjugend.de/2015/dlm/

(Rafael Müdder)

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